08.06.2022

„Heiliger Geist öffnet Augen“

Erzbischof Stefan Heße hat in seiner Pfingstpredigt im Hamburger St. Marien-Dom „dementes“ Verhalten in Gesellschaft und Kirche angeklagt. Am Pfingstmontag spendete er rund 20 Erwachsenen das Sakrament der Firmung.

Erzbischof Stefan Heße beim Spenden des Sakraments der Firmung. | Foto: Kathrin Erbe

Am Pfingstmontag hat Erzbischof Stefan Heße rund 20 Erwachsenen aus dem gesamten Erzbistum das Sakrament der Firmung gespendet. Die Firmanden hatten sich durch einen Firmkurs der Katholischen Glaubensinformation auf dieses Fest vorbereitet; oder sie wurden in ihren Heimatpfarreien auf ihrem Weg begleitet. In der Firmung bekräftigten sie ihre bewusste Entscheidung, als Christ leben zu wollen und empfingen den Heiligen Geist. Nach dem Gottesdienst lud der Erzbischof alle Gefirmten mit ihren Familien und Freunden zu einem Empfang ein und überreichte die Firmurkunden.

Am Vortag übte der Erzbischof in seiner Pfingstpredigt Kritik an der Vergesslichkeit gegenüber notleidenden Menschen. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass nicht nur einzelne Menschen dement sein können, sondern ganze Landstriche, eine ganze Gesellschaft, die Kirche“, sagte Stefan Heße im Hamburger St. Marien-Dom. „Wenn in Europa Krieg herrscht, wenn Flüchtlinge vom Bildschirm verschwinden, wenn die Opfer des Missbrauchs vergessen und übersehen werden – und die Aufzählung könnten wir leicht fortsetzen –, dann hat das alles auch mit Vergesslichkeit, mit Vergessenheit zu tun.“

Heße verglich die Krankheit Demenz mit De-Spiritualisierung und geistlicher Kraftlosigkeit. „Jemand, der dement ist, der vergisst seine Vergangenheit. Ihm mangelt es an Zukunft, und am Ende lebt er auch nicht mehr in der Gegenwart, sondern wie abwesend“, so der Erzbischof. „Jemand, der geistlos lebt, wird eine eingeschränkte, verengte Sicht auf sein Umfeld haben.“ Der Heilige Geist hingegen gebe Menschen einen weiten Horizont. Er halte die lange Tradition der Kirche wach, öffne aber auch die Augen „für die dunkelsten Schattenseiten dieser langen Geschichte. In diesem Sinne führt er uns in die Wahrheit ein, so weh das auch tun mag.“

Der Erzbischof nahm damit das Thema der Ende April und Anfang Mai begangenen ökumenischen Woche für das Leben auf. Sie setzt jedes Jahr einen anderen Akzent. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf Menschen, die an Demenz erkrankt sind. „Leider ist diese Erkrankung auf dem Vormarsch, sodass wahrscheinlich jeder von uns jemanden kennt, der davon betroffen ist.“

Autor: kna/atz