30.05.2016

Katholikentag Leipzig

"Eine lebendige Kirche erlebt"

Mit einem Gottesdienst ist am Sonntag der Katholikentag in Leipzig zu Ende gegangen. ZdK-Präsident Thomas Sternberg war zufrieden mit dem Jubiläumstreffen.

Der Abschlussgottesdienst des Katholikentags in Leipzig. Foto: kna-bild

Mit einem stimmungsvollen Gottesdienst unter freiem Himmel ist am Sonntag in Leipzig der 100. Deutsche Katholikentag zu Ende gegangen. Kardinal Reinhard Marx mahnte dabei unter Beifall der Gläubigen eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik an. An der europäischen Grenze dürften nicht jedes Jahr tausende Menschen ums Leben kommen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: "Das dürfen wir nicht zulassen."

Der Münchner Kardinal fügte hinzu: "Wenn jemand an unsere Grenzen kommt und in Not ist, dann wird er oder sie menschenwürdig behandelt." Aus christlicher Sicht gebe es in der Flüchtlingspolitik unverhandelbare Prinzipien. Weiter sagte Marx vor etwa 20.000 Gottesdienstteilnehmern: "Wir machen das Evangelium nicht abhängig von Meinungsumfragen oder Stimmungen."

An dem Gottesdienst bei frühsommerlichen Temperaturen in der Leipziger Innenstadt nahmen zahlreiche Bischöfe teil, darunter der neu ernannte Dresdner Oberhirte Heinrich Timmerevers. Am Ende der Messfeier luden Vertreter der evangelischen Kirche zum Kirchentag 2017 nach Berlin und Wittenberg ein. Der nächste Katholikentag soll 2018 in Münster stattfinden.

 

34.000 Dauergäste in Leipzig

Zu dem fünftägigen Christentreffen in Leipzig kamen nach Angaben der Veranstalter rund 34.000 Dauer- und 6.000 Tagesgäste. In der sächsischen Messestadt sind lediglich vier Prozent der Einwohner katholisch. Zu den prominenten Gästen gehörten Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) und EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU).

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, zeigte sich erfreut über den Verlauf des Jubiläumstreffens. "Wir haben in diesen Tagen in Leipzig eine lebendige Kirche erlebt, wir haben gesehen: Kirche geht auch anders: Nicht das Jammern über das Schrumpfen, sondern die Freude über das Wachsen."

Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) verteidigte Sternberg den umstrittenen Entschluss, keine Vertreter der AfD zum Katholikentag einzuladen. "Ich sehe bis heute niemanden in der AfD-Spitze, der in der Flüchtlingsfrage, in der sich Hunderttausende Christen engagieren, eine Position vertreten könnte, die uns weiterbringt."

Am Samstag bildete die Frage nach der Zukunft Europas einen Schwerpunkt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kritisierte rechtspopulistische Parteien in Europa. Deren Bezugspunkt seien nicht die allgemeingültigen Menschenrechte, sondern "nationale Gruppenzugehörigkeiten" und "völkisches Gedankengut".

Am Samstagabend kamen zu einem Straßenfest laut Veranstalterangaben 30.000 Menschen in die Leipziger Innenstadt. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hofft auf eine nachhaltige Wirkung für die Stadt. Manch ein Leipziger sei "wieder wachgeküsst worden und hat Interesse gefunden an dem, was Katholiken oder auch Christen überhaupt tun", sagte der Katholik dem Kölner domradio. "Vielleicht kommt jetzt der ein oder andere jetzt öfter zum Gottesdienst."

kna