17.05.2023

Im Chemielabor des Glaubens

Die Coronajahre sind endgültig vorbei. Das wollte die Pfarrei und Propstei St. Anna mit einem großen Fest feiern – und dabei zeigen, was in Schwerin alles möglich ist. Das Motto des Tages hieß „Glaube im Labor“.

Glaubenslabor im Bernhard-Schräder Haus. Der weiße Kittel war am Sonntag „Arbeitskleidung“. | Foto: Andreas Hüser

Chemie ist eine Wissenschaft voller Geheimnisse. Es gibt dabei ein Periodensystem, in dem auf einer großen Tafel alle Elemente angeordnet sind. Als sich am vergangenen Sonntag die Pfarrei St. Anna in ein Labor verwandelte, ging es auch um Elemente: aber nicht um Calcium (Ca) oder Wasserstoff (H), sondern um Stoffe wie Wr (Weihrauch) oder Bg (Begegnung).

„Glauben im Labor“ hieß das Motto des großen Gemeindetages. Nach dem Hochamt trugen im Bernhard-Schräder-Haus tatsächlich alle „Laboranten“ weiße Kittel. Auf Zetteln an jedem Labortisch war zu sehen, welche Substanzen hier verarbeitet werden. So stellten sich alle Gruppen und Initiativen vor, die es in St. Anna gibt. Verbunden mit der Einladung mitzumachen. „Wir haben gerade schon einen ehrenamtlichen Kantor geworben“, sagte Matthias Crone. Gleich hinter dem Eingang präsentierten sich die liturgischen Dienste, die Kommunionhelfer und Diakonatshelfer und die Chöre. „Das ist das Schöne an dieser Gemeinde. Wir haben eine ganze Reihe von Musikern und Organisten. Da kommt richtig was an.“

In Schwerin findet jeder die richtige Mischung

Die Labortechniker, die sonst mit Alpha-Kurs, Glaubenskurs und einem künftig entstehenden Glaubensgesprächskreis zu tun haben, hatten Verkehrsschilder dabei, und die Besucher konnten wählen. Welches Schild entspricht ihrem Glaubensempfinden zur Zeit? Die Einbahnstraße? Das Warnschild „Schleudergefahr“? Die grüne oder rote Ampel?

Am Tisch daneben knallte es richtig: Zumindest in einer Darstellung auf einem Poster, wo viele Reagenzgläser sich in einen Glaskolben entleerten. In Kita, Schule und Hort kommt tatsächlich etliches zusammen. Religionsunterricht, Kinderbibelwoche, RKW, Sternsinger. Den Glauben aus Schule und Kita in die Gemeinde zu tragen, das ist nicht nur ein Experiment, sondern eine gut funktionierende Vernetzung. Immer wieder gibt es Kontakte mit Eltern und Kindern, die noch nie im „Labor des Glaubens“ experimentiert haben. „Die Eltern lassen sich darauf ein, dass wir über den Glauben sprechen. Wir gönnen uns das Wort Gott“, sagte Hortleiterin Andrea Neiseke. Und oft finden dadurch neue Familien den Kontakt zur Gemeinde.

Und diese Gemeinde bietet etliche Möglichkeiten. Im Großlabor war alles zu sehen: Messdiener mit einem Quiz für Kenner, die neuesten Caritas-Projekte, das Heinrich-Theissing-Institut mit einem Blick in die Geschichte, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit ihrem virtuellen Rundgang durch die alte Synagoge. Nebenan feierte die Kita. ihren Wiedereinzug in das frisch renovierte „Heimatgebäude“.

In Schwerin findet jeder die Mischung, die für ihn passt. Und wer noch nicht wusste, wo er mitmachen soll, konnte die eigenen Charismen und Fähigkeiten in einem Selbsttest erkunden. Nach den Coronajahren geht es wieder vorwärts. Das war die Botschaft dieses ungewöhnlichen Tages, bei dem nicht nur die Chemie stimmte. „In den Spuren Gottes und seiner Gemeinschaft gehen“, und „Zeugnis geben von dem, was uns geprägt hat“, so formulierte Propst Dr. Georg Bergner im Gottesdienst, worum es eigentlich geht.

Wie geht es weiter? In einer Umfrage im Winter hatten alle Mitglieder der Pfarrei ihre Wünsche und Vorstellungen äußern können. Das Ergebnis wurde während des „Labortages“ vorgestellt. In den nächsten Ausgaben mehr davon.

VON ANDREAS HÜSER