05.11.2014
Neustrelitzer Katholiken begehen den 70. Todestag des Pfarrers Bernhard Schwentner
„Ich sterbe ruhig und gefasst“
„Wir sind dankbar für das Zeugnis, das Pfarrer Schwentner uns gegeben hat. Er handelte nach dem Prinzip, dass man Gott mehr gehorchen solle als den Menschen“, sagte Weihbischof Norbert Werbs in seiner Predigt zum 70. Todestag von Pfarrer Bernhard Schwentner am 30. Oktober.
Vor der katholischen Kirche in Neustrelitz erinnert ein Mahnmal an Pfarrer Schwentner, der vor 70 Jahren Opfer der
NS-Justiz wurde.
Bernhard Schwentner, 1891 in Schwerin geboren, hatte 1927 das Priesteramt in Neustrelitz übernommen und war darüber hinaus als Dechant für ganz Mecklenburg zuständig. Als Seelsorger für die in Neustrelitz stationierten Offiziere und Soldaten der Garnison und nicht zuletzt wegen seiner Geradlinigkeit genoss er hohes Ansehen in der Stadt.
Diese Zeit der Ungewissheit und Rechtlosigkeit machten dem Priester sehr zu schaffen. Dennoch versuchte er, Ruhe, Abgeklärtheit und Standfestigkeit im Glauben auszustrahlen. An seine Neustrelitzer Gemeinde schrieb er: „Bedingungslos habe ich meinen Willen dem göttlichen untergeordnet. Ich habe nichts Unrechtes getan.“ Obwohl er unter den Offizieren und Honoratioren von Neustrelitz viele Freunde gehabt haben soll, setzte sich außer dem Osnabrücker Bischof Hermann Wilhelm Berning niemand für seine Freilassung ein.
Im September 1944 wurde Bernhard Schwentner wegen „Zersetzung der Wehrkraft und Feindbegünstigung“ zum Tode durch das Fallbeil verurteilt. Kurz vor seiner Hinrichtung am 30. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden schrieb er in sein Gebetbuch: „Ich sterbe ruhig und gefasst. Gruß in Christus“.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde seine Urne nach Neustrelitz überführt und in einem von der Stadt gestifteten Denkmal vor der katholischen Kirche beigesetzt. Dort versammelte sich auch die Gottesdienstgemeinde am 30. Oktober zum Gebet im Gedenken an Pfarrer Schwentner. Zu den Teilnehmern gehörte die 91-jährige Susanne Kock, die Bernhard Schwentner im Jahr 1943 während ihres Einsatzes beim Reichsarbeitsdienst in Rechlin persönlich kennengelernt hatte. „Er hielt damals alle 14 Tage eine Messe in der Rechliner Garnisonskirche und musste mich jedes Mal trös-ten, weil ich so großes Heimweh hatte“, erzählt sie.
Als Bernhard Schwentner verhaftet wurde, war Susanne Kock bereits wieder in ihren Heimatort im Emsland zurückgekehrt. Trotz der großen Entfernung nahm sie weiter Anteil am Schicksal des Pfarrers: „Ich konnte es kaum fassen, als ich von seiner Hinrichtung erfuhr. Er war einfach ein so wunderbarer, ganz herzlicher Mensch – das hatte er nicht verdient.“
Text u. Foto: Sophie Ludewig